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Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dr. Ute Harbusch
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Barocke Power


| Verena Großkreutz

Stuttgart – Georg Philipp Telemanns Oeuvre besitzt riesige Ausmaße und bedient sämtliche im Barock gängige Gattungen. Er gehört zu den produktivsten und seinerzeit berühmtesten Meistern der Musikgeschichte. Was in unserem Konzertleben leider längere Zeit in Vergessenheit geraten war, hatten sich doch die ästhetischen Beurteilungskriterien zu seinen Ungunsten gewandelt. Zeiten ändern sich. Und so gab es in der Konzertreihe „Musik am 13.“ am Wochenende in der Stadtkirche Bad Cannstatt gleich mehrere Solo-Kantaten des barocken Vielschreibers zu hören. Solche aus dem „Harmonischen Gottesdienst“, eines Kantatenjahrgangs aus 72 Werken, den Telemann 1725 in Hamburg, wo er als Kantor und Kirchenmusikdirektor arbeitete, veröffentlichte. Es sind klein besetzte, kurze Solokantaten für den Gebrauch im Gottesdienst. Je zwei Arien umschließen mal längere, mal kürzere Rezitative.

Kirchenkreiskantor Jörg-Hannes Hahn begleitete die Sopranistin Maria Palaska am Orgelpositiv zusammen mit einem kleinen, feinen Ensemble aus Laute, Gambe, Flöte und Violine. Ausgewählt hatte er vier Kantaten rund um den Neujahrstag mit Titeln wie „In gering und rauhen Schalen“ oder „Der mit Sünden beleidigte Heiland“.

Zwar offenbarte die charismatische griechische Sopranistin in den ersten beiden Kantaten noch gelegentlich Probleme beim Tönetreffen, aber spätestens in der letzten Kantate schwang sich Palaskas schöne Stimme schlackenfrei in die Höhe. Als Duettpartnerin stand ihr die exzellente griechische Flötistin Natalia Gerakis zur Seite, die mit warm und weich fließendem Ton den Koloraturen der Sopranistin Paroli bot und im Andante aus einem Telemann-Flötenkonzert zeigte, was für eine wunderbare, ans Herz gehende Sängerin ihr Instrument darzustellen fähig ist.

In der Continuo-Gruppe mit dem Lautenisten Johannes Vogt sorgte vor allem die Gambenspielerin Heike Hümmer mit energischem Zugriff für barocke Power. Eine Spielfreude, die dem Geiger Lukas Friederich etwas abging. Seine solistischen Aufgaben erfüllte er mit etwas zu wenig Luft zwischen den Phrasen und einer eher meditativen Dynamik, was vor allem in intermezzoartig gegebenen e-Moll-Quartett-Suite von Telemann auf die Mitspielenden eine mit der Zeit einschläfernde Wirkung hatte. Nach anfänglichem noch fröhlichbeschwingtem Konzertieren nahm die Energie in den eigentlich fetzigen Tanzsätzen mehr und mehr ab.

Sei’s drum. Alles in allem zeigte sich wieder einmal, wie unterhaltsam, weil melodiös, plastisch und rhythmisch inspiriert Telemanns Musik ist. Kein Wunder, dass das Publikum in der gut besuchten Stadtkirche Bad Cannstatt am Ende ganz aus dem Häuschen war.