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Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dramatik und Verinnerlichung


| Markus Dippold

Jörg-Hannes Hahn hat das Weihnachtsoratorium von Bach dirigiert.

Man vergisst gerne, dass Johann Sebastian Bachs Kunst nicht aus dem Himmel gefallen ist. Vielmehr orientierte sich der große Leipziger Thomaskantor an den Werken seiner Vorgänger, wie man am Samstag in der Stadtkirche Bad Cannstatt hören konnte. Dort pflegt Jörg-Hannes Hahn alljährlich die Tradition, Bachs Weihnachtsoratorium an zwei Abenden aufzuführen, kombiniert das aber gerne mit eher unbekannten Stücken.

Das rund 20-minütige Magnificat C-Dur des Bach‘schen Amtsvorgängers Johann Kuhnau ist so eine Rarität. Charakteristisch für den barocken Kantaten-Stil ist die Gliederung in chorische und solistische Sätze, ebenfalls vorausdeutend auf Bach ist die instrumentale Opulenz mit drei Trompeten, Pauken und Oboen. Die Chorstücke sind allerdings überwiegend kompakt und homofon gestaltet, was gerade ambitionierten Laienchören wie dem Bachchor Stuttgart entgegenkommt. Hahns Ensemble gefällt mit homogenem Klangbild und sicheren Höhen.

Dass auch ein größer besetzter Chor zu vokaler Wendigkeit fähig ist, hört man in den ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums. Zügig nimmt Hahn den Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“, auch in der dritten Kantate wählt der Dirigent immer wieder flotte Tempi, was den dramaturgischen Fluss befördert. Zugleich hält Jörg-Hannes Hahn in den Chorälen inne, nimmt Klang und Gestus zurück, um so die Reflektion, die Verinnerlichung des Weihnachtsgeschehens zu ermöglichen.

Ein wesentlicher Faktor bei jeder Interpretation des Weihnachtsoratoriums sind die Vokalsolisten, insbesondere der Evangelist. Das Timbre von David Szigetvári ist Geschmackssache, nicht glücklich wird man mit seiner etwas uneinheitlich geführten Tenor-Stimme. Uwe Schenker-Primus singt seine Bass-Arie „Großer Herrscher“ mit robustem Zugriff. Am überzeugendsten agiert Bettina Ranch, die für die Alt-Arien eine gute Balance aus Stimmgröße und Koloratursicherheit findet.