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Presse

Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dr. Ute Harbusch
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Innigkeit und Intensität


| Susanne Benda

Jörg-Hannes Hahn hat in der Lutherkirche Brahms’ „Deutsches Requiem" dirigiert

Stuttgart - Ein bisschen ist das wie ein Deja-vu: Vor fast genau einem Jahr wollte der Stuttgarter Bezirkskantor bei seiner Konzertreihe „Musik am 13" in der Lutherkirche Bad Cannstatt Bernd Alois Zimmermanns Orchesterwerk „Stille und Umkehr“ direkt hinübergleiten lassen in Mozarts Requiem. Das Publikum indes klatschte zwischen den Stücken, weg war die Wirkung, und so istes auch am Sonntagabend wieder gewesen, als Johannes Brahms’ „Deutsches Requiem“ direkt aus dem Trauerstück „Requies" von Luciano Berio (von 1984) herauswachsen sollte. Vielleicht sollte Jörg-Hannes Hahn am Dirigentenpult die Arme oben lassen, vielleicht sollte er eine Anmerkung ins Programmheft setzen, damit seine tollen Ideen nicht nur auf Papier stehen, sondern auch beim Erklingen spürbar werden. Das wäre angemessen, den zu erleben war eine packende, sehr fein und gedankenvolle Aufführung, und der Beginn des Requiems, das hier aus den tiefen Streicherfarben der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ganz langsam zur Form fand, hätte nach Berios tastender Suche nach einer Melodie dann womöglich noch unmittelbarer und stärker gewirkt.

Aber auch so hatte die Aufführung etwas musikalisch Überzeugendes und dabei tief Berührendes, das von einem wunderbaren Pianissimo-Choreinsatz im „Selig sind, die da Leid tragen“ seinen Ausgang nahm. Der Bachchor Stuttgart, sehr gut homogenisiert, in den hohen Stimmen von guten Sängern gestützt, hatte das Stück exzellent erarbeitet, fand durch seine Masse zu starken Forte-Effekten und trotz seiner Masse zu großer Beweglichkeit (beides vor allem zu hören im Satz „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“). Die Tempi nahm Hahn sehr getragen (was der Durchhörbarkeit im akustisch an Grenzen getriebenen Kirchenschiff nützte), formulierte dennoch rhythmische Details sehr klar aus, schuf auch klangfarblich deutliche Kontraste („So seid nun geduldig“, „Aber des Herren Wort“) und schaffte es gar, der „ewigen Freude“ etwas Pastoses, quasi Konjunktivisches mitzugeben. Als Einspringerin überzeugte die Sopranistin Renate Arends mit Innigkeit und Intensität; ihr Bariton-Kollege Konstantin Wolff sorgte ebenfalls für Nachdruck, hatte aber nicht seinen stimmlich stabilsten Abend erwischt. Mit „Selig sind die Toten“ endete das Konzert mit einem Hauch von Tröstlichkeit. Das Publikum applaudierte beglückt.