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Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Typisch barocke Techniken


| Markus Dippold

Jörg-Hannes Hahn dirigiert in der Stadtkirche Bad Cannstatt geistliche Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy

Stuttgart – Viele geistliche Kompositionen Felix Mendelssohn Bartholdys führen nach wie vor ein Schattendasein und werden von den Großwerken „Paulus“ und „Elias“ überstrahlt. Manches gehört auch mehr in den Bereich der Fingerübung, des Gelegenheitsschaffens, oft zum Zweck, sich mit älteren Formen auseinanderzusetzen. Beim Konzert in der Reihe „Musik am 13.“ in der Stadtkirche Bad Cannstatt zeigte sich das am Sonntagabend. Die Choralkantaten „Christe, du lamm Gottes“ und „Jesu meine Freude“ ahmen unüberhörbar das Vorbild Johann Sebastian Bach nach. Meist führt eine Stimme die Choralmelodie, die anderen Chorstimmen begleiten, treten in kleinteiliger Polyphonie ergänzend zum Cantus firmus. Klanglich gerät das für den Bachchor Stuttgart teilweise zum Problem. Nicht immer gelingt es dem Cannstatter Kantor Jörg-Hannes Hahn, die Klangbalance im Chor so auszutarieren, dass sich in dem dichten Geflecht Details abzeichnen. Leider wirkte sich das auch auf die Intonation aus, die bisweilen in den langen Choralnoten abzurutschen drohte.

Ebenfalls nicht problemfrei war die Reduzierung des Orchesterparts (Junges Bachorchester Stuttgart) auf ein Solo-Quintett. Hier fehlte eindeutig die orchestrale Wärme und Verblendung, die diesen Kantaten gut getan hätte. Am ehesten stellte sich das beim letzten Programmpunkt ein, der Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Auch hier exerziert Mendelssohn typisch barocke Techniken durch, vor allem überträgt er häufig dem Chorbass die Melodie, was es ermöglicht, die hohen Chorstimmen in konzertanter Satztechnik aufzufächern.

Das gelingt dem Bachchor und seinem Dirigenten Jörg-Hannes Hahn gut, vor allem dank der starken Bassgruppe, die mit sonorem Tonfall und sprachlicher Prägnanz agiert. Interessant ist auch der kompositorische Effekt, dass Mendelssohn in der letzten Strophe der viersätzigen Kantate den Chor unisono singen lässt, während sich das Orchester in barockem Figurenwerk ergeht.

Zwischen die Chorstücke hatte Jörg-Hannes Hahn Kompositionen für Solo-Sopran platziert, zunächst zwei Geistliche Lieder op.112. „Der du die Menschen lässest sterben“ und „Doch der Herr, er leitet die Irrenden recht“ sind eher schlicht gehalten, empfindsam im Ausdruck, was die Sopranistin Isabelle Müller-Cant mit schöner, aber etwas eintöniger Klangfärbung realisiert. Nicht recht passend erschien die Begleitung mit Klavier: Der rundere und weichere Klang der Orgel wäre wahrscheinlich stimmiger gewesen.

Überzeugender geriet das orchesterbegleitete „Salve regina“, ein Jugendwerk des 15-jährigen Mendelssohn, das sich an den italienisch-katholischen Vorbildern des späten 18. Jahrhunderts orientiert und von Isabelle Müller-Cant und dem Jungen Bachorchester ansprechend musiziert wurde.