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Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Überbordender Manierismus


| Markus Dippold

Konzert: Gunther Rost hat beim Orgelsommer in Bad Cannstatt virtuose Werke gespielt.

Leicht hat es sich Gunther Rost nicht gemacht. Der Organist, Professor in Graz, hat mit Maurice Duruflés Suite op. 5 und der Toccata op. 9 von Jean Guillou zwei musikalische Schwergewichte auf das Programm seines Konzerts beim Orgelsommer in der Stadtkirche Bad Cannstatt gesetzt. Beide Werke strotzen nur so vor technischen Höchstschwierigkeiten. Wild schießen die Läufe und Figurationen in den Manualen in alle Richtungen, gewaltig wird das Pedal beansprucht. Die Virtuosität des 40-jährigen Musikers ist beeindruckend, zumal er die überbordende Brillanz dieser Werke mit klanglicher Finesse kombiniert.

Im dritten Satz der Duruflé-Suite klirrt die Orgel regelrecht metallisch, im ruhigen Sicilienne-Satz schimmern weiche, auch melancholische Klangfarben, und Rost liebt offenkundig das Spiel mit Gegensätzen und radikalen Brüchen, vor allem in der abschließenden Guillou-Toccata. Wuchtig donnern kurze Tutti-Schläge, in extremer Geschwindigkeit sausen Motive von den Manualen ins Pedal, penetrant hämmern Tonrepetitionen, und die unablässige Motorik gepaart mit teils skurrilen Registrierungen verleiht dem Ganzen einen Hauch von Tollhaus und fasziniert genau deshalb.

 

Mitunter trägt das Spiel des gebürtigen Würzburgers auch irritierende Züge. Vor allem die schnelle zweite Fuge op. 60 über das BACH-Motiv von Robert Schumann ist durch metrische Unruhe geprägt. Auftaktige Figuren, punktierte Motive und ein dichtes rhythmisches Geflecht kennzeichnen dieses Stück, das Gunther Rost klanglich teilweise ziemlich düster färbt und damit von den anderen beiden, romantisch grundierten Stücken mit ihrem ruhigen Duktus absetzt.

Den Gegenpol dazu bildet seine Lesart von Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung 'O Lamm Gottes unschuldig'. Anstatt den Choral - was sonst die meisten Organisten tun - klar von den Begleitstimmen abzuheben, bettet Rost die bekannte Melodie in ein manieristisches Geflecht aus Trillern, Figurationen und Skalen ein. Kein Wunder, dass der Organist am Ende mit viel Beifall bedacht wurde.