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Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dr. Ute Harbusch
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Ungewisses Licht


| Verena Großkreutz

Manfred Trojahn in der Reihe „Musik am 13.“

Das ist leider oft das Problem der Komponistenporträts der ambitionierten Reihe „Musik am 13.“: dass sie an der Technik und Akustik scheitern. So entwickelte sich auch jetzt das Gespräch zwischen Moderator Ewald Liska und dem Komponisten Manfred Trojahn in der Cannstatter Stadtkirche zu einer semantisch wenig eindeutigen Sprachmusik, was dann – wohlwollend betrachtet – ja auch wieder passte, weil es Trojahn in seinem Werk, so viel bekam man immerhin mit, vor allem um die „Stimme“ geht: Schließlich ist der heute 64-Jährige durch sein Opernschaffen bekannt geworden.

Neben dem Murmeln des etwas schlecht gelaunt wirkenden Tonkünstlers und einem Moderator, der mit seinem Elan gelegentlich das Mikrofon zum Streiken brachte, störte zudem schon bald, dass die beiden aneinander vorbeiredeten. Was dann immer wieder ungewollt zu humoristischen Höhepunkten führte: Was denn das künstlerisch Interessante an der Vertonung von Textfragmenten sei, fragte der Moderator. „Ich weiß“, antwortete Trojahn bruchstückartig auch auf wiederholte Nachfrage und schaute mitleidslos in das perplexe Moderatorengesicht. Was denn der kompositorische Anlass der „Drei geistlichen Gesänge“ gewesen sei? „Die Anfrage eines Mädchenchors aus Hannover.“ Auf die „vorletzte Frage“ Liskas, was denn Musik in uns bewegen könne, konterte der Düsseldorfer: „Bei jedem etwas anderes.“ Hmmm. Immerhin dokumentierte dann die Werkauswahl vorbildlich, warum Trojahn in den 1980er-Jahren zu den angesagten Komponisten gehörte. Trojahn probte damals mit jungen Kollegen wie Wolfgang Rihm den Aufstand gegen die als altväterlich empfundene Avantgarde und ihrem Dogma vom rein reflexiven, aufs Material bezogenen Denken. Man suchte über die „neue Einfachheit“ den Weg zurück zu Verständlichkeit und Ausdrucksintensität, zu konventionellerer Gestaltung und traditionellen Gattungen. Man brach das Tabu über die Tonalität.

Besagte Einfachheit offenbarte sich etwa in den „Trakl-Fragmente“-Liedern von 1983/84: Christian Schmitt am Klavier tastete sich gefühlvoll durch die ausgedünnte Partitur aus zarten Klängen, Einzeltonketten und Trillern in Zeitlupe, während die Mezzosopranistin Renée Morloc mit hochexpressiven Intervallsprüngen unterhielt. Wobei man über die Anmerkung im Programmheft, dass sich hier „die schattenhaft musikalischen Gesten fast durchweg am Rande des Hörbaren bewegen“, doch ein bisschen Schmunzeln musste ob der Emphase dieser Musik, die dank der dunkel-donnernden Stimme Morlocs die Kirchenwände zum Vibrieren brachte.

Sanfter, meditativer gab sich da schon die schön instrumentierte Klopstock-Vertonung „…stiller Gefährte der Nacht“ für Ensemble von 1978: Neu-Romantik im besten Sinne – mit Celesta-Ewigkeitstönen, dem Klagegesang der Sopranistin Maria Palaska und allgemein zum Verdämmern neigenden Klängen. Die Uraufführung des A-cappella-Chorwerks „Ungewisses Licht“ durch Jörg-Hannes Hahn und sein Ensemble Cantus Stuttgart, in dem Trojahn Textfragmente eines einst von Robert Schumann vertonten Gedichts von Joseph Christian von Zedlitz verarbeitet hat, ließen fein aufgefächerte, sich reibende Flächen hören,sanft zum inneren Wiegen gebracht durch wechselnde Sekunden.