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Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dr. Ute Harbusch
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Verdis „Requiem“ in der Cannstatter Lutherkirche


| Verena Großkreutz

Stuttgart Auftrumpfende Blechbläser-und Schlagwerk-Detonationen, auf- und abstürzende Streicher-Kaskaden, wild wogende Aufschreie des Chores: In der fast ausverkauften Cannstatter Lutherkirche gab es am Totensonntag Musik mit Sprengkraft zu hören: Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“, als Sonderkonzert der Reihe „Musik am 13.“, in einer von der ersten bis zur letzten Sekunde spannenden Aufführung. Das spektakuläre Kernstück dieser Totenmesse macht natürlich am meisten her: die Dies-irae-Sequenz, aus dem der Meister der Oper ein vielgliedriges musikalisches Fresko zum Jüngsten Gericht komponiert hat, wechselnd zwischen Klanginferno und lyrischen, ariosen und versöhnlichen Stimmungen. Jörg-Hannes Hahn am Dirigierpult hielt den riesigen Spannungsbogen straff, ließ aber immer genügend Luft für raunende Stille, die permanenten Wechsel, das kunstvolle Ineinander von Soli und Chor.

Der Bachchor Stuttgart meisterte die höllischen Wutausbrüche mit kraftvollen Farben und Präzision, und später im Sanctus entfaltete sich geschmeidig und sauber die prachtvolle Doppelfuge. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz sorgte mit Spielfreude für die plastischen Tonmalereien, die dieses Werk so attraktiv machen. Grelle, helle, finstere Szenerien wechseln sich ab, gähnende Abgründe, ewigkeitstönende Fern-Trompeten und ätherische Visionen vom ewigen Licht. Auch die Solisten ergänzten sich trefflich. Die Sopranistin Natalie Karl, die kurzfristig eingesprungen war, konnte sich mit strahlkräftigen Spitzentönen selbst über krasseste Klangturbulenzen hinwegsetzen. Auch die Stärken des Tenors Koral Güvener lagen deutlich im inbrünstigen Forte. Der Bariton Georg Gädker fügte sich mit eher distanzierter Sonorität ins Ganze ein. Gekrönt wurde das Konzert durch die herzergreifende, anrührende, in allen Registern ausgewogene Mezzosopran-Stimme von Kate Allen: So leidenschaftlich schön kann Schmerz über die Vergänglichkeit des Lebens klingen.

Aber bei einer „normalen“ Requiemsaufführung belässt es Jörg-Hannes Hahn natürlich nicht. Ohne zeitgenössische Musik geht nichts bei „Musik am 13.“. Und so eröffnete auch an diesem Abend ein neues Werk das Konzert: „Der aufgefaltete Raum“, das Carola Bauckholt 2015 geschrieben hat. Ein Stück für acht Schlagwerker, die sich im Raum der gotischen Lutherkirche verteilt hatten. Ein beredter Klangkosmos entfaltete sich aus flächigen Zeitlupenglissandi und Clusterklängen, aus Perkussivem und Geräuschhaftem, aus animalischem Kreischen und Quietschen, sich verdichtend und wieder aufhellend, mal heftig detonierend, mal zärtlich klopfend – bis alles in den flattrigen Klängen hastig auf- und zugeklappter Regenschirme verebbte: die perfekte, geheimnisvolle Vorlage für einen pausenlosen Übergang ins Requiem und seinen dunklen schmerzvollen Beginn. Wunderschön der sanfte und leise Einsatz des Chors in fein vibrierenden Farben und das Seufzen und Klagen der Violinen.