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Abwechslungsreiche Musik in souveräner Darbietung


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Axel Flierl startet mit später Orgelmusik von Karl Höller in die neue Saison der Musik am 13.

Der Organist und Musikwissenschaftler Axel Flierl

Es kommt nicht oft vor, dass der Interpret eines Konzerts über den Komponist auch promoviert hat. Dass der Organist Axel Flierl 2017 eine Dissertation über das Orgelwerk Karl Höllers vorgelegt hat, ließ daher nicht nur eine kenntnisreiche Aufführung erwarten, sondern auch eine ebensolche Einführung. Erwartungen, die beim Auftaktkonzert der Musik am 13. in der Stadtkirche nicht enttäuscht wurden. Flierl warf in seinem Vortrag die Frage auf, warum Höller, der bis Ende der 1950er Jahre mit Werken wie den Sweelinck-Variationen für Orchester zu den meistgespielten Komponisten Deutschlands gehörte, heute fast vollständig vergessen ist. Die drei späten Orgelwerke Höllers, die in der Stadtkirche erklangen, boten dem Publikum die Möglichkeit, nach einer Antwort zu suchen.


Bedenkt man, dass Höller Spross einer Bamberger Organistendynastie war und selbst schon früh auf dem Instrument brillierte, mag es verwundern, dass sein Orgelwerk relativ schmal ist. Doch während die beiden Choralvorspiele aus dem Marienstatter Orgelbüchlein eher wie Gelegenheitswerke wirkten, sind die beiden anderen aufgeführten Kompositionen von größerem Gewicht: Die Choral-Passacaglia über "Die Sonn' hat sich mit ihrem Glanz gewendet" op. 61 besteht aus zwei Ecksätzen, die die drei Strophen des Bach'schen Chorals enthalten und eine Passacaglia als Mittelsatz umrahmen. Ausgehend von einem altmeisterlich anmutenden Kontrapunkt durchmisst Höller in dieser Variationsfolge unterschiedlichste harmonische, klangliche und stilistische Charaktere. Er gestaltet einen äußerst kontrastreichen Spannungsbogen, bevor der dritte Satz mit dem dumpfen Klang des tiefen Pedals anhebt.


So virtuos Höller mit dem Klangreichtum der Orgel spielt, so sehr überwiegen doch die gedeckten, elegischen Register. Umso wirkungsvoller kommt der große, helle Orgelklang zur Geltung, den Höller eher sparsam einsetzt. Besonders fällt das im ersten Satz des Triptychons über die Ostersequenz "Victimae paschali laudes" op. 64 auf, der wohl modernsten Musik des Abends. Hier verdichten sich Akkorde über die sonst vorherrschende Tonalität hinaus zu gleißenden Klangballungen, unterbrochen von schwerelosen atonalen Figurationen. Die Musik ist gestenreich, wie befreit, bevor sie in den folgenden beiden Sätzen zur Klangsprache der Choral-Passacaglia zurückkehrt. Einige Takte lang erlebt man, wie Höller sich für das öffnet, was in den 1970er Jahren außerhalb seiner Musik passiert. Möglicherweise war er zu sehr in einer von Orgelbewegung und Reger-Nachfolge geprägten Kunstfertigkeit gefangen, um seiner Gegenwart einen größeren musikalischen Widerhall zu geben. Kurzweilig war es allemal, diese abwechslungsreiche Musik in so souveräner Darbietung zu hören.