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Ein Konzert mit Musik von Heinrich Ignaz Franz Biber zu seinem 375. Geburtstag

Die Geigerin Felicia Graf, Foto: Silvia Tica

Das erste Konzert der „Musik am 13.“ im neuen Jahr war Heinrich Ignaz Franz Biber gewidmet, dessen 375. Geburtstag dieses Jahr zu feiern ist. Nach dem im vergangenen Jahr abgeschlossenen Zyklus der Rosenkranzsonaten, dem heutzutage bekanntesten Werk Bibers, wollte der künstlerische Leiter Jörg-Hannes Hahn den Beweis antreten, dass Biber im kammer- und kirchenmusikalischen Bereich mehr zu bieten hat, was die Entdeckung lohnt. Lohnt es?

Ein gefälliger weihnachtlicher Nachklang war die Violinsonate „La Pastorella“, wohl ein Jugendwerk Bibers. Unverständlich blieb in der Kantate „Nisi Dominus“ der Wettstreit rasend schneller Geigenarpeggien mit der tiefen Gesangsstimme (Bass: Teru Yoshihara). Die Tanzsätze der einzigen erhaltenen Gambensonate, meisterhaft vorgetragen von Heike Hümmer, beeindrucken durch ihre Rasanz, gehen aber nicht zu Herzen.

Durchaus an die Qualität der berühmten Rosenkranzsonaten heranreichen kann dagegen der Zyklus der „8 Sonaten für Violine solo und Basso continuo“ von 1681. Die junge Geigerin Felicia Graf – gerne hätte man im Programmheft etwas über ihren Werdegang erfahren – stellte in der „Sonata in d“ eine stupende Virtuosität unter Beweis, die doch nie Selbstzweck blieb, sondern immer etwas mitteilen wollte.

Den Abschluss und Höhepunkt bildete die sechsstimmige „Missa ex B“, ein Meister- und mutmaßliches Spätwerk Bibers. Der Cantus Stuttgart brachte das Einander-Umschweben von Haupt- und Nebenstimmen im Stil venezianischer Mehrchörigkeit gut zur Geltung. Die dichte, kompakte Polyphonie ist rhythmisch und harmonisch anspruchsvoll, aber nie verkopft, sondern wunderbar zu hören.

Fazit? Die enzyklopädische Aufarbeitung des Biberschen Gesamtwerks überlassen wir gerne den Musikhistorikern. Laut Andreas Meyer, der in das Konzert einführte, sind diese in den Archiven schon eifrig mit dem Studium der Drucke und Handschriften beschäftigt. In Kirche und Konzert aber möchten wir mehr hören von diesen berührenden Pretiosen für Geige und von dieser herrlichen Chormusik.