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Presse

Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dr. Ute Harbusch
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Andacht und Spannkraft


| Sebastian Quint

Das Vokalensemble Cantus Stuttgart in der Leitung von Jörg-Hannes Hahn bei „Musik am 13.“ in der Stadtkirche Bad Cannstatt

Franz Liszt kennt man als jenen fingerfertigen Klaviervirtuosen, dem kaum ein anderer das Wasser reichen konnte und den sein Publikum in ganz Europa zutiefst verehrte und umschwärmte. Derselbe Franz Liszt aber beklagte schon als Zwanzigjähriger den heruntergekommenen Zustand der katholischen Kirchenmusik. Schon früh beschäftigte er sich mit dem Gedanken einer umfassenden Reform. Als er das ewige Reisen hinter sich lassen wollte und 1848 in Weimar das Amt des Hofkapellmeisters angetreten hatte, war das erste größere Werk, das er in Angriff nahm, eine Messe für Männerchor und Orgel. Man hört das Werk heute nur noch selten im Konzert, und so ist es besonders zu würdigen, dass Jörg-Hannes Hahn mit den Männern seines Vokalensembles Cantus Stuttgart eben diese Messe in seine Reihe „Musik am 13.“ aufgenommen hat. Davor hatte sich das Ensemble in der Cannstatter Stadtkirche mit drei Kompositionen Mendelssohns hören lassen. Bedarf es schon für einen gemischten Chor eines unnachgiebigen Arbeitens an Klanggebung und Homogenität, so ist es für ein gleichstimmiges Ensemble - und da erst recht für einen reinen Männerchor - noch um einiges schwerer, die rechte Balance zu finden. Liszt dachte im Hinblick auf die Notwendigkeit einer Reform der Kirchenmusik, dass sie sich wieder ihrer Ursprünge erinnern müsse, und er sah dies eingelöst in einer bescheidenen musikalischen Haltung von Andacht und Demut.

Komplexe Harmonik

Jörg-Hannes Hahn vermochte die Männerriege des Vokalensembles Cantus Stuttgart zu einer dynamischen und biegsamen Klanggebung zu inspirieren. Liszts vornehmlich akkordisch gehaltene, mit Vokalsoli aufgelockerte und von der begleitenden Orgel gestützte Messe für Männerchor ist allerdings nur vordergründig von schlichter Natur: Das akkordische Fortschreiten zeigt eine komplizierte Harmonik, und da sind Intona¬tionsfestigkeit und ein Gespür für das „Einrasten“ des Klangs gefordert. Die Männer von Cantus Stuttgart zeigten sich da meist recht sicher, nur hätte man die Textur in einen klanglich weitertragenden Bogen einpassen können, und auch die bisweilen „pedalisierende“ Akkordstruktur in der Unterstimme zum melodietragenden Fluss in der Oberstimme hätte manches Mal in höherer Geschmeidigkeit Teil des Ganzen werden müssen. Schon in Mendelssohns „Zwei geistlichen Chören“ op. 115 und in seinem Vespergesang für Soli und Chor op. 121 hatte der Chor, der wie beim Liszt‘schen Werk die Solisten aus den eigenen Reihen besetzen konnte, mit seiner Fähigkeit zu Agilität, zu dynamischer und klangfarblicher Schattierung und zu lebendiger Spannkraft im Ausdruck überzeugen können.

Peter Kranefoed an der Orgel hatte in seinen untergliedernden Solobeiträgen - Mendelssohns Sonate A-Dur op. 65 Nr. 3 und Brahms‘ nachgelassene Fuge as-Moll wie auch zwei der Consolations von Franz Liszt - sein Gespür für eine agogisch fein ausgehörte Sanglichkeit (in der Mendelssohn-Sonate und in Liszts Consolations) wie seine Fähigkeit zum Offenlegen der kontrapunktischen Architektur der Brahms-Fuge unter Beweis gestellt.