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Presse

Wir veröffentlichen Pressestimmen zu den Veranstaltungen der Reihe Musik am 13. mit freundlicher Genehmigung der genannten Medien.

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Dr. Ute Harbusch
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Der Psalm entfaltet sich hell und farbig


| Verena Großkreutz

Der Kammerchor Cantus mit dem „Schwanengesang“ von Schütz

Stuttgart - Das hat Heinrich Schütz in seiner Magnificat-Vertonung formidabel komponiert: Dieses „er zerstreuet, die hoffärtig sind“. „Zerstreuet“ wird ein paar Mal schnell hintereinander wiederholt, und der Kammerchor Cantus Stuttgart lässt es immer leiser werden, so dass das Wort langsam verschwindet. Es gibt viele solcher bildlicher Stellen im „Schwanengesang“, dem Opus ultimum des greisen Dresdner Hofkapellmeisters, der 1672 verstarb. Im Zentrum des „Schwanengesangs“ steht die Vertonung des 119. Psalms in elf Motetten.

Den ersten Teil dieses religiösen wie künstlerischen Testaments gab es in der Cannstatter Konzertreihe „Musik am 13.“ im vergangenen Juni zu hören. Jetzt brachte Cantus Stuttgart den Zyklus in der gut besuchten Spätgotischen Stadtkirche Bad Cannstatt zum Abschluss. Es ist ein professionelles Niveau, auf dem Kirchenkreiskantor Jörg-Hannes Hahn mit seinem Ensemble arbeitet: Mit viel Emphase wird der Text lebendig gestaltet, wenn es etwa heißt „meine Augen fließen wie Wasser“ oder wenn es um die besonders intensive Behandlung des Wortes „Wahrheit“ geht.

Die Besonderheiten dieses Alterswerk, das schlichte Deklamation mit klangprächtiger venezianischer Doppelchörigkeit zusammenbringt, kommen in der vorteilhaften Akustik der Stadtkirche bestens zur Geltung - ob die Stimmen verschlungene Wege zu gehen haben oder ob sie mehrstimmige Imitationen bewältigen müssen. Fein arbeitete Hahn die farblichen Effekte der Harmoniewechsel heraus. Die Textverständlichkeit ist sehr gut. Die rhythmisch-metrisch komplexe, oft vom Tanz inspirierte Musik schwingt. Geschmeidige Stimmführung in allen Lagen, durchsichtig, weich und warm im Zusammenklang, kurz: ein auf allen Ebenen wunderbares Konzert.

Für die Generalbass-Erdung waren Johannes Fiedler an der Orgel, Gambenspieler Ekkehard Weber und Theorbist Johannes Vogt verantwortlich, die zudem in instrumentalen Intermezzi dem Chor kurze Erholungspausen verschafften: mit einer Gamben-Partita von August Kühnel und einer Orgel-Partita von Girolamo Frescobald.